1923–2007
Biographie

Martin Thomann wurde am 18. September 1915 auf der Insel Lindau geboren. Seine ersten Malversuche machte er nach eigenen Angaben mit 14 Jahren als Sohn eines Bäckermeisters im Haus Vordere Metzgergasse 12. Auch Martin sollte Bäcker und nach dem Krieg, wie sein Vater, Bäckermeister werden. Es ist das Haus, in dem er fast sein ganzes Leben verbringen sollte und das er nur verließ, wenn es anders nicht ging, so 1937, als er Soldat werden musste. Als Chef einer Batterie wurde er Vorgesetzter des späteren bayerischen Landtagspräsidenten Dr. Franz Heubl, mit dem ihn eine Freundschaft verband. Nach dem Krieg übernahm er als Bäckermeister den elterlichen Betrieb. Seine große Liebe aber gehörte immer seiner Vaterstadt, durch die er über Jahrzehnte Führungen machte und sie immer wieder im Bild festhielt. Oft traf man ihn unterwegs mit Malblock und Pinsel „bewaffnet“. Wer unter den Lindauern aber kannte Martin Thomann nicht? Ihn – der neben mehreren anderen Veröffentlichungen – 1987 das schon erwähnte liebenswerte Bändchen „Lindau – Eine Stadt verändert ihr Gesicht“ schrieb oder besser malte? Neben Zeitungsartikeln verfasste er auch noch andere Veröffentlichungen!
Seit dem Jahr 2007 ist der Maler Martin Thomann nun tot. Dass jetzt noch ein Folgeband erscheint, verdankt er nicht zuletzt sich selbst. Er war nun einmal in Lindau eine wirklich stadtbekannte Persönlichkeit, nicht nur als Maler, sondern ebenso als Stadtführer, Poet, Lehrer und Referent. Als ich 1968 nach Lindau kam, war er es, der mich zu seinen Heimatvorträgen mitnahm und mich so ganz am Rande auch gleich dem „einschlägigen“ Publikum vorstellte. Auch lernte ich ganz nebenbei ein bisschen Stadtgeschichte, mit der ich mich ja künftig beschäftigen sollte. Für die nächsten vier Jahrzehnte sind wir gute Freunde geworden.
Schon aus dem Jahr 1929 hat sich glücklicherweise eine Zeichnung erhalten: Sie zeigt uns eine Ansicht vom Unteren Schrannenplatz. Ansichten von Stadtteilen, von Gebäuden und anderen Details der Lindauer kleinen Welt, solche Vergänglichkeiten blieben weiterhin Martins Themen, ja Spezialität. Und das ist gut so. Was wüssten wir von so manchen vergangenen Details, wenn nicht er uns davon so viele Bilder seiner Hand hinterlassen hätte aus einer Zeit, in der eben noch nicht so viel fotografiert wurde. Nach dem Soldatenleben finden wir Martin als Bäckermeister wieder. Bald aber wurde er Fremdenführer, wobei er sich besonders um die Jugend kümmerte, der er die Schönheiten seiner und unserer Inselstadt, aber auch die Umgebung zeigen wollte. Die hiesige Jugendherberge, die er übrigens ebenfalls malte, ernannte ihn schließlich zum Wanderberater und machte ihn zum Lehrer von Malkursen, was natürlich ganz nach seinem Sinn war. Immer häufiger holte man ihn zu Vorträgen. Verstand er es doch so gut, mit seinen Worten alles, was seine Heimat betraf, vortrefflich zu erklären. 1952 veröffentlichte er das erste Gedichtbändchen „Aus meiner Heimat“, bald danach seinen „Zunftmeister Häberlin“, die Geschichte eines Lindauer Bäckers im Dreißigjährigen Krieg. Mit dem Jahr 1959 änderte sich so manches in Thomanns Leben: Damals starb seine Frau, die drei Kinder hinterließ. Wobei ihn 1982 ein weiterer Schicksalsschlag traf, als sein Sohn tödlich verunglückte. Der Bäckermeister schloss seine Bäckerei und begann, sich ab jetzt vorwiegend der Malerei zu widmen. Als er 1959 seine erste große Ausstellung im Rungesaal hatte, meinte er: „Die Bilder sollen nichts anderes sein als der Ausdruck meiner Heimatliebe.“Anlässlich seines 60. Geburtstages 1975 ehrte Lindau ihn als „eine ihrer profiliertesten Persönlichkeiten“ mit einer Jubiläumsausstellung. Die Zeitungen in der Umgebung schrieben voll des Lobes über seine dokumentarische Malerei. Auch der „Westallgäuer“ berichtete darüber und stellte ihn vor als „Martin Thomann, Aquarellist, Grafiker, Heimatdichter und Ur-Lindauer von jener Art, die mehr und mehr schwindende Romantik ihrer Heimatstadt mit Maleraugen sehen und festhalten“. Schon davor hatte Martin an Ausstellungen in Düsseldorf, Wien und Vaduz teilgenommen.
1986 bekam Martin Thomann den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Zur Übergabe des Ordens war auch sein einstiger Untergebener Dr. Franz Heubl gekommen. Der damalige Landrat Henninger bezeichnete den Geehrten als einen Wächter, der den Geist dieser schönen Stadt weitergibt, besonders an die junge Generation. Er meinte auch „es werde ein Mann ausgezeichnet, der immer nur anderen gebe, aber niemals danach frage, ob er dafür auch etwas empfangen dürfe“. 1996 erfuhr Thomann nochmals eine besondere Ehrung: Im Heilig-Geist-Hospital wurde der Martin-Thomann-Brunnen eingeweiht. 2002 verlieh ihm die Stadt Lindau die Ehrenbürgerwürde. Martin hatte inzwischen sein geliebtes Malen eingestellt und zog im selben Jahr ins Hospital.
Am 13. Mai 2007 ist der Ehrenbürger Martin Thomann verstorben. Zurück ließ er auch seine Lebensgefährtin Lisa Haberkorn. 2012 rief seine Tochter Ingeborg Krüger die Martin-Thomann-Stiftung ins Leben, um den Erhalt des denkmalgeschützten Geburtshauses zu sichern und das Andenken an Martin Thomann zu bewahren. Eine Jubiläumsausstellung im Hospital erinnerte 2015 an seinen 100. Geburtstag.
Werner DobrasBücher
1952 | Aus meiner Heimat |
1980 | Zunftmeister Häberlin |
1983 | Das kleine Martin-Thomann-Buch |
1984 | Heimat am Bodensee |
1987 | Lindau – Eine Stadt verändert ihr Gesicht (Teil 1) |
1989 u. 1999 | Ein Bummel durch Lindau Robert-Gessler-Verlag Friedrichshafen |
1993 | Rund um den See |
2004 | Lindauer Erinnerungen |
2019 | Lindau – Eine Stadt verändert ihr Gesicht (Teil 2) |
Kalender
Geburtstagskalender: Aquarelle, Zeichnungen; Insel–Bücherstube Lindau
Brunnen-Kalender Lindau: Zeichnungen Lindauer Brunnen
Jahreskalender 2018: Aquarelle; Martin-Thomann-Stiftung Lindau